Topographie des Königreichs Böhmen, Vierter Theil, Jaroslaus Schaller

Aus Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

darinn

alle Städte, Flecken. Herrschaften, Schlößer, Landgüter, Edelsitze, Klöster, Dörfer, wie auch verfallene Schlößer und Städte unter den ehemaligen, und jetzigen Benennungen samt ihren Merkwürdigkeiten beschrieben werden:

Verfasset von

Jaroslaus Schaller,

ii St. Josepho Priester des Ordens der frommen Schulen.

Vierter Theil. Bunzlauer Kreis.

Prag, in der k.k. Normalbuchdruckerei, durch Wenzel Pistaczek Fakt. 1786.

[...]

Bunzlauer Kreis, Boleslawskey Krag, Circulus Boleslaviensis.

Dieser Kreis, der unstreitig unter die grössern gerechnet wird, gränzet gegen Aufgang mit dem Bidzower, gegen Mittag mit dem Baurzimer, gegen Abend mit dem Leutmeritzer Kreise, und gegen Mitternacht mit Laußnitz und Schlesien. Hier fängt das bekannte Riesengebirg an, welches sich auch grossentheils in Schlesien erstreckt, und an den Gränzen des Königreichs Böhmen bis an die Grafschaft Glarz fortläuft. Die Länge dieses Kreises enthält von Nimburg bis an das Dorf Wiese 9 böhmische, oder 18 Stundenmeilen, seine Breite aber von Domaschitz bis Ribnitz hält 7 böhmische, oder 14 Stundenmeilen. Er ist reich an dem weit berühmten rothen Melniker Mein, wie auch am hohen-und Schwarzwild, Phasanen, Hasen, Rebhunen, und an allerhand Gattungen der kostbarsten Edelsteine. Uebrigens ist dieser Kreis auch fruchtbar an dem feinsten Flachs, und Getraide, womit ehedem der Landmann ohne eigenen Nachtheil auch die benachbarten Länder Laußnitz und Schlesien zur Genüge versehen hatte. Die gegen Norden bey Böhmisch Neustädtl, Reichenbach, Reichenberg, und Grafenstein liegenden Berge empfahlen sich ehedem durch häufige Bergwerke, als wo man vor Zeiten Zinn, Kupfer, und Silber gewonnen hatte; es ist aber heut zu Tage, ausser dem bey Böhm. Neustädtl, keines mehr im Umtriebe. Aus dem häufigen, groben Sande, womit ein grosser Umfang dieses Kreises bedeckt ist, wie auch aus

den häufigen Versteinerungen, die hier und da angetroffen werden, kann man ganz leicht schließen, daß dieser Kreis vor Alters eine sehr grosse Ueberschwen» mung erlitten habe. Selbst die meisten Berge dieses Kreises bestehen aus Sandsteinen, unter welchen Haupt, schlich ein weißer, und weißgrauer Filtrirstein in der Gegend bey Gabel anzumerken kömmt, daraus mit geringer Mühe schöne, ««bleichte Quaterstücke gehauen, und zur Aufführung verschiedener Gebäude mit guten Erfolge verwendet werden. Die böhmische Sprach« prädominirt in diesem ganzen Kreise, bis auf einige wenigen Gegenden, die an Laußnitz, Schlesien, und den Lemmeritzer Kreis granzen. Die Hauprsiüsse i» diesem Kreise sind:

1) Der Fluß Istr, Gizeru, er nimmt seine» Ursprung auö dem Riesengebirge am Fusse des sogenannten Iscrkamms Gebirges, wo er aus mehreren Sümpfen und Gemüssen Hervorquillt, dringt ferner zwischen den Bergen hervor, scheidet den Vunzlaucr vom Röniggrayer Kreise, tritt endlich Key dem FleckenSenul tiefer in iBuuzlauer Kreis, richtet,seinen Gang gegen Aufgang kehrt bald darauf um, und wendet sich allmählich geLeu Mittag beyTurnau/begrüßet Münchengray und Ivnsbunziau, läuft bey Lenatek vorbey, und stürzet sich endlich auf der südöstlichenSeite 5 Stund vorAltbunzlau in die Elbe. Jser ist nicht allein reich au verschiedene» Gattungen der besten Fische, sondern führet auch Gold und andere metallischen Geschübe, wie auch eine Menge verschiedener Edelsteine, vergleiche,, sind: Varmole,<Oniche, Sardomchc, Saphyre, <5halcedonier^ Topase, Rri'5 stalle, <5hr,Mrhen,<öiazinchen, verschiedene Acharar^ xen, zuweilen auch Demanten, die von den Einwohnern dieses Kreises, hauptsachlich in der Gegend um Tornau sorgfältig gesammelt, und theils roh, cheilS geschliffen sowohl in als ausser Lande mit gutem Bortheile abgesetzt werden s). 5,:

2) Görlüzer Neiß, Nilsg, NM«, so« den Namen Wie Lgrpcoviu«, und kren«!iu« in Romenclsk«« S. 52. behaupten, von dem alten slawischen Bey«vort weibl. Geschlechts nissa oder niza ererbet haben, weil er in die niedrigeren Länder gegen Mitternacht fort

A 2 eilet.

«) ttenelm, 8>leliozr,pKis c. 2. Schweifeld in der Beschreibung des warmen Htrschberger BadeS ?. 4. L,lbm. >Ii5ceI. l>. 1. e. 14.

eilet. Man darf aber keineswegs die Görliyer Neiß mit der Schwarzen Neiß vermengen. Denn die Schwarze Neiß entspringt im Riesengebirg nicht weit von Haendorf, fließt durch Einsiedl und Rrayau, und fällt bey kveißkirchen in die Görliyer Neiß, Die Görliyer Neiß entgegen nimmt ihren Anfang bey dem Dorfe Neißbrunn, reißt bey Röchliy, Reichen? berg, Schwarau, Engelsberg und Retten andere Bäche mit sich fort, fällt hinter Gwttau in die Laußnitz , begrüßt daselbst Fittau, Görliy, Rothenburg, Prtbus, und steigt endlich unter Guban in die Gder.

Der Fluß Pulsniy wird im leutmeritzer Kreise ausführlich beschrieben werden.

[...]

Herrschaft Grafenstein.

Im I. l 277. entzog przemifl Ottokar der Fweyte diese Herrschaft den Hrn. von Duba s), und trat selbe an die Hrn. von Dohna ab. Diese hielten solches Gebiet im Besitze bis über die Mitte des sech« zehnten Jahrhunderts. Während dieser Zeit zog Nikolaus II. von Dohna wider die Räuber los, die sich im hiesigen Gebirge auf den festen Schlössern häusig aufgehalten, und die Vorbeyreisenden stets beunruhiget haben, machte viele derselben gefangen, und'ließihtt Festungen zu Boden reißen. Nach Nikolaus Tode im A IZ4«. besaßen dessen Söhne Albert «.Rudolph die Herr« schaft Grafenstein, und traten selbe im I. 1562. an de« Hrn. Georg Mehl v. SrrSblirz deutschen Vicekänzlet um dreymal hundert tausend Gulden ab b). Nach der Zeit brachte Hofmann Freyherr von Grünenbuhl und Streuchew, der -sich mit Elisabeth Alberts Burggrafen von Dohna Tochter vereheligt hatte, dieselbe vom Georg Mehl um die obbenannte Summe käuflich an sich, und setzte seine Gemahlin», da er im 1.1607. mit Tode abgieng, zur vollkommenen Erbinn dies« Herrschaft ein. Klisabcrh schritt hierauf im I. 1620. zux zweyten Ehe mit Friedrichen Freyh. von Tschirn; Haus, dem sie die Herrschaft Grafenstein zur Mitgift

s) NepIscK« « k?els5. Klon. 1'om. 4.

') Prag. Landtag v. A. 157«. > .

gebracht hatte. Von dem Geschlechte der Freyherren von Tschirnhaus gelangte diese Herrschaft käuflich im I. 1664. an den Grafen LNarhias von Traurmann« dorf, und letztlich im I. 1704. an den Grafen I05 Hann Wenzel vo« Gallas. Nach dem Hintritte deS Grafen Philipp von Gallas fiel diese Herrschaft erblich im I. !?ZY., wie wir schon bey Welchenberg gesehen haben, an den jetzigen Besitzer Christian philipp Graf, von Flam und Gallas c). Der Landmann spricht hier deutsch, und sucht seine Nahrung nebst der Verfertigung verschiedener Lein - und wollenen Tücher hauptsächlich im Ackerbaue, der hier nach Ver« schiedenheit der Gegenden theils gut, theils mittelmäßig geräth. Hergehören: , 1) Grafenstein, Grewenstein, Grabssrcvn, UK s!cz ein Dorf von 2Z mit einem Bergschlosse, daS auf einem Marmorfelfen, den Löetiu« La5s!t« oder Lglümum nennt, aufgeführet <,l), und mit einer im H, 1569. unter der Regierung des Hrn. Mehl v. Seröbs liy prächtig hergestellten Kapelle unter dem Tit. der h. Barbara versehen worden ist. JmJ. 14ZZ. den Freytag nach dem neuen Jahrstage zog eine Parthey Hussiten ungefähr 8z an der Zahl gegen Görlitz. Ulrich von ZSlberstein berichtete bey Zeiten die Görlitzer davon, «ereinigte sich mit der Mcmnfchaft "des Schafgstsch v. Greifenstei» auö S.chlesien, und übersiel diese Rotte, da sie eben im Begriffe war das in den herumliegenden Gegenden geraubte Vieh in das grasensteiner Schloß S 4' ein

c) LnKn I. e.

<Z) L,1Kin. >liic. I.. i. e. z z.

Anzutreiben. Sie stellten sich anfänglich zur Gegen, wehre, wurden aber überwältiget, 6c> derselben bliebe« auf dem Platze , 14 wurden gefangen genommen, und die, übrigen in die Flucht geschlagen e). Jm J. 1645. den iZ. Septemb. rückte der schwedische Feldh. Rönigsmark vor Grafcnstem,zwang die kais. Besatzung von 52 Mann zur Uebergabe, und besetzte dasselbe mit eigener Mannschaft, die von danneN tägliche Streife« reyen ausgeübt hatte 5).

2) Ketten von 66 N. z) Neudörfel von 12 4) Friedreichsham von 16 ^. 5) Machcndorf von 44^. 6) Karlswald von 21 15. 5) Kolich, Roh? lige von 17 8) Wetzwald von I2Z i5., mit ei' ner Kirche unter dem Hit. des h. Iakobs Ap., die im I. IZ84. mit eigenem Pfarrer versehen war.

9) Weißkirche, iHeinrichsdorf, <ScnM von rig ^. mit einer Kirche unter dem Tit. des h. Nikolaus H?., die schon im I. 1384» ihren eigenen Seelsorger Hätte, und im I. lZ9^>. durch Wilhelm von Donin voer Dohna / und dessen Gemahlin« Mschna mit neuen Einkünften versehen worden ist Z). Unweit von die^ /em Dorfe zwischen Rrayau und f>aukratz sind noch wenige Merkmale in Nefem Walde des verfallenen Schlosses Falkentzurg zu sehen, das im I. iZ4?.vom Johann Burggraf zu Dohna famt Sem Schlosse Roy? nunS in Meißen aufgeführn, worden ist K).

v) KlsnIIu« 6. c. 66. s» Koka ^Ntlguici'. Lcclei« 5) K«Ku I. e.

?) ^reÄ. Vol. 7. O. 6. Si?.

iö) Hohendorf, von 7^. ir) Kratzau,Rr«^ sa, Rraczarva vor Alters pirnau genannt, eheden:ein Bergstädtchcn, darinn mehr als hundert Tuchmacher, und eben so viel Bergknappen gezählt wurden, jetzt ttn Marktflecken von 20z 1^., liegt mitten unter rieten Bergen an dem Fluße Nei'ß, Z Stunde von deit kausnitzer Grunzen, i Stunde von öämberg und Rei'^ chcnberg, und iz. gem. Mcil. von Prag Nordnordostwärts entfernt. Führet zum Wappen in einem lasurblauen Schild? eine Stadtmauer mit zweycn Thürmen und einem offenen Thore, darinn zwey Kratzen, zwischen den Thürmen aber ein Schwan mit einem goldenen Strahle vorgestellt wird. Von beyden Seikerl dieses Schwanes ist ein blaues, und ein rothes Posthorn zu sehen. Die hiesige Pfarrkirche unter dem Tit. des h. Laurenz, die schon im I. IZ84. mit eigenem Pfarrer versehen war,, und im I. 1417. durch AK brechren Burggrafen von Donin mit neuen Einkünften versehen worden ist i), steht heut zu Tage unter der Aufsicht des würdigen Mannes Hrn. Josephs N?ondrak. Im I. 1422. gieng hier ein blutiges Treffen zwischen Schlesien, und Taboriten vor, die unter der Anführung ihres Befehlshabers Rralowecz gegen Lausnitz vorgerückt waren. Udalrlch von Viberstem blieb auf dem Wahlplatze todt, ungeachtet er mit seiner ÄZannschaft sechs hundert Taboriten erlegt hatte K). Ben dieser Gelegenheit wurde dieses Bergstädtchen fast

S 5 3«"!'

j) Q.. Lre«. Vol. io. I. «.

K) LsIK!n. Lxir. I« 4. ttiÜor. ttovore, 2. Th. RflKw gänzlich eingeäschert, und blieb in diesem wüsten Stw de YZ Jahre lang, bis auf die Zeiten des Hrn.iW kolaus II. von Dohna, auf dessen Veranstaltung dasselbe im I. 1Z12. wieder zu feinem vorigen Ansehen gelangt war I). Man soll bey Abtragung des alten Schmies zwey Bergkratzen gefunden haben , die zur jetzigen Be« nennung diefes Marktfleckens die Veranlassung gaben.

12) Ober Kratzau von 54 iz) Unter Kralzau von ZF 14) Engelsberg von 69 !Z) CbricSdorf, Krisdorf, Rrzizany von 270 ^. davon etwas der Herrschaft Lamberg einverleibt ist, mit einer Pfarrkirche unter dem Tit. de6 h. MarüniL lianus L., diezwar im I. 1Z84, mit eigenem Pfarrer verfehen war, nach der Zeit aber nach Grons» einverleibt, und im I. 1718. abecmal mit eigenem Pfarrer verfehen worden ist. iß) Schönbach »o» 106 mit einer Kirche unter dem Tit. des h. IsHann Tauf., die durch einen milden Beytrag der Grä< sinn Johanna Eincrentiana Franzens Graf. v. Gallas hinterlassener Wittwe, und bestellter Vormünderiim wie« her hergestellt, und durch den Hrn. Hinkenikel sehr nett stasirt worden ist m).

17) Pcmkraz, LerenAraz von ioc> 55. mit ein« Kirche unter dem Tit. des h. pankraz, die im 1.1774. den 1Z. November auf die Veranstaltung der jetzt regierenden Grundobrigkeit mit einem Administrator verfehen worden ist. 18) Frauenberg von 22 . lg) Ober Beresdorfvon 45 N. 20) Nieder Bertsdorf

i von

I) Karpzows Ehrenkcmpel». KoKn. I. c.

m) KoKn. ^Ntiyuir, ücclel^ '" "' '"'>,','

von 64 .21) Paß von 9 22) Spittelgrund von ZZ 2Z) Beckenhain von 18 K". 24) Görs« dorf von 48 ^- ^Z) Ullersdorf von 60 mit einer Kirche unter dem Tit. des h. Adalberts. 26) Ekersbach von 14 27) Denis von >l.

28) Groktau, Rrotau, Groe ein Marktflecken von 164 ^., 1 Meile von Rrarzau NordwestwärtS entfernt, mit einem k. k. Zollamt und Pfarrkirche unter dem Tit. des h. Larrholoinaus Ap., die allem Anfehen nach im I. 1286. auf die Veranstaltung des Hrn. Orrs von Dohna, der auch hier für sich , und seine Nachkommen eine Grabstätte bestimmt hat, errichtet, im,J. 1Z86. unter dem Freyh. Fcrdin. Hofmann von Grünenbühl, Kammer-Präsidenten und OberstenKriegsrath wieder hergestellt, im I. 166S. durch den Grafen LNarhkas von Trautmannsdorf mit einem Thurm versehen, und letztlich im I. ,7515. durch einen milden Beytrag des Johann Christophs Grafen von Clan, zu solcher Zeit bestellten Vormünder um ein vieles erweitert, und durch den berühmten Maler Johann Spiycr mit einer treflichen Freskomalerei) gezieret worden ist n). Sie wird heut zu Tage administrirt von dem Hrn. Joseph Rühnel. Im I. 168Z. ist die Landstrasse von hier bis Zittau gepflastert, und in zehn Iahren zn Ende gebracht worden. Die hierauf verwandten Unkosten hat der Graf Trautmannsdorf diesseits der Gränzen, jenseits aber die Stadt Zittau geführt.

, Herr